Pioppino

Agrocybe aegerita

Der Pioppino – in Italien heiß geliebt und als „Bratpfannenpilz“ verehrt – bringt mediterranes Flair in unsere Pilzküche. Dieser Pilz mit den hübschen braunen Hütchen wird auch Südlicher Ackerling genannt und überzeugt mit einem intensiven, nussigen Waldpilzaroma. Schon im alten Rom wurde der Pioppino kultiviert​. Heute können auch Sie diesen Feinschmeckerpilz selbst anbauen. Erfahren Sie hier, was den Pioppino ausmacht und wie Sie die Pilzzucht dieses Edelpilzes erfolgreich gestalten – damit Sie schon bald Ihre eigenen „italienischen“ Pilze ernten können.

Herkunft und Verbreitung

Der Pioppino hat seinen Ursprung in Italien – sein Name leitet sich vom italienischen Wort pioppo (Pappel) ab, denn er wächst bevorzugt auf Pappelholz​. In den Auenwäldern und Parks Südeuropas findet man ihn natürlich an toten Pappelstümpfen, aber auch in Teilen Asiens (z.B. in Japan) ist er verbreitet​. Schon die Römer schätzten ihn, und schriftliche Aufzeichnungen belegen seine Kultivierung seit der Antike.

Neben Italien ist er besonders in der japanischen Küche beliebt – dort nennt man ihn Yanagi-Matsutake. Andere Namen sind Samthaube oder Südlicher Schüppling​. Durch die moderne Zucht ist Pioppino heute weltweit verfügbar, doch in Mitteleuropa ist er erst im Kommen. Er gehört zu den wärmeliebenden Pilzarten und fruchtet in der Natur meist im späten Frühjahr oder frühen Herbst, wenn die Nächte mild sind. Als Kulturpilz war er lange unterschätzt, gewinnt aber an Aufmerksamkeit, da sein Geschmack ein außergewöhnliches Highlight aus der kulinarischen Welt der Pilze ist.

Kurz: Der Pioppino ist vor allem in mediterranen und fernöstlichen Regionen traditionell verbreitet, hält nun aber auch Einzug in unsere Breitengrade dank engagierter Pilzzüchter.

Merkmale und Aussehen

Pioppino-Pilze vereinen ein zierliches Äußeres mit kräftigen Farben. Sie wachsen büschelweise: Viele dünne, feste Stiele schießen aus dem Substrat und tragen auf ihren Spitzen kleine bis mittelgroße Hüte. Die Hutfarbe ist außen cremeweiß bis hellbraun und in der Mitte dunkel schokobraun​. Anfangs sind die Hüte halbkugelig gewölbt, später flachen sie auf bis zu ~10 cm Durchmesser ab​. Unterseits findet man cremefarbene Lamellen, die dicht aneinandergedrängt stehen​.

Ein auffälliges Merkmal ist der Stiel: er ist relativ lang, schlank und hat eine hell beige bis bräunliche Farbe, oft mit einer leicht flockigen Oberfläche (besonders im unteren Bereich). Mehrere Stiele können an der Basis zusammengewachsen sein​. Am oberen Teil des Stiels befindet sich bei jungen Pilzen ein weißer, filziger Ring, der aber vergänglich ist.

Die Sporenpulverfarbe ist dunkelbräunlich. Pioppino fühlt sich samtig an – daher der Name Samthaube. Beim Heranwachsen sind die Pilze zunächst eng gebündelt und öffnen ihre Hüte nahezu gleichzeitig, was einen sehr dekorativen Anblick ergibt: unten ein Bündel verbundener Stiele, oben eine Schicht brauner Hütchen. Reife Pioppino-Pilze geben eine deutlich sichtbare Menge von braunem Sporenpulver ab, das sich unter der Kultur und auf den Hüten festsetzen kann – bei starken Fruchtungen sieht das wie feiner Kakaostaub aus, ist aber normal und essbar.

Insgesamt sind Pioppino-Pilze zart gebaut, aber robust im Gewebe – sie welken nicht so leicht und haben einen gewissen Glanz. Ihre Samtigkeit und die zweifarbigen Hüte machen sie unverwechselbar. In freier Natur nennt man sie auch „Schüpplinge“, weil die Hutoberfläche junger Pilze manchmal feine Schüppchen aufweist.

Geschmack und Verwendung in der Küche

Der Pioppino hat einen kräftigen, nussigen Geschmack, der an Maronen (Esskastanien) erinnert​. Dadurch ähnelt sein Aroma entfernt dem Steinpilz oder Maronenröhrling – kein Wunder, dass er in Italien hoch geschätzt wird. Hinzu kommt ein ausgeprägter Waldpilzgeschmack, erdig und würzig​, der in Kombination mit seinem bissfesten, knackigen Fleisch ein echtes Gaumenerlebnis bietet.

Pioppini bleiben beim Garen schön fest und „al dente“. In Italien gelten sie als Delikatesse: Beliebt ist zum Beispiel eine Zubereitung “alla brace”, bei der die Pilze mit Olivenöl, Knoblauch und Petersilie in der Pfanne geschwenkt werden​. Ihr Aroma verträgt kräftige Partner – sie passen hervorragend zu Fleischgerichten, Wild und in Schmorgerichte​. Gleichzeitig bereichern sie aber auch Salate (z.B. lauwarm mariniert auf Rucola) oder vegetarische Gerichte.

Eine klassische Verwendung ist in Pasta-Saucen oder Risotto, wo ihr nussiges Aroma das Gericht trägt​. In Suppen oder Eintöpfen geben sie eine wunderbare Tiefe. Asiatisch inspiriert kann man den Pioppino ebenfalls nutzen: kurz im Wok mit Sojasauce und Gemüse, schmeckt ausgezeichnet. Wichtig ist, Pioppini ausreichend zu garen – roh sind sie ungenießbar und können unbekömmlich sein. Durch den hohen Gehalt an Umami-Verbindungen fungieren sie fast wie Gewürzpilze: Ein paar Pioppini in einer Sauce und der Geschmack hebt sich enorm. In getrockneter Form behalten sie viel von ihrem Aroma, weshalb man sie auch zu Pulver vermahlen kann, um Speisen zu verfeinern.

Wenn Sie Pioppino mischen möchten, eignen sich milde Pilze wie Austernpilze oder Kräuterseitlinge gut, damit der Pioppino den Ton angeben kann. In der Pfanne karamellisieren ihre Ränder leicht – dadurch entsteht eine leicht süßliche Note, was sehr fein schmeckt. All das macht Pioppino zu einem Liebling der Feinschmecker.

Übrigens: Durch die lange Tradition in Italien gibt es zahlreiche Rezepte – von Pilzragouts über eingelegte Pioppini bis hin zu Pilzpolenta. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt, denn dieser Pilz ist äußerst vielseitig.

Anbau und Pilzzucht zuhause

Pioppino zählt zu den wärmeliebenden Kulturpilzen. Er fruchtet bevorzugt bei Temperaturen zwischen +18°C und +30°C​, was ihn ideal für den Sommer oder warme Innenräume macht. Bei Hawlik Pilzbrut erhalten Sie eine Bio-Pioppino-Kultur, die bereits mit Myzel durchwachsen ist. Diese kann ganzjährig im Haus (an einem warmen Ort) oder während der warmen Monate auch draußen (Terrasse, Balkon, Gewächshaus) aktiviert werden​.

Wichtig ist, dass Pioppino Licht braucht (Tageslicht genügt, aber Dunkelheit vermeiden) und eine hohe Luftfeuchtigkeit​. Die Kultur sollte idealerweise in einem kleinen Folienzelt stehen, das belüftet werden kann. Ein solches wird bei unserer Fertigkultur übrigens gleich mitgeliefert. Bei ~22–25°C zeigen sich oft schon nach 1–3 Wochen erste Primordien – winzige braune Köpfchen​, aus denen dann die Pioppino-Pilze entstehen. 

Der Pioppino entwickelt zunächst viele dieser Mini-Pilze, die dann recht gleichmäßig größer werden. Achten Sie auf gute Frischluftzufuhr, sobald die Hüte sich bilden, da die Pilze sonst zu langstielig werden können. Pioppino neigt bei zu viel CO₂ zu „Geilwuchs“ (extrem lange Stiele, kleine Hüte) – das will man vermeiden​. Tägliches Lüften der Abdeckung ist daher Pflicht. Genauso wichtig: Feuchtigkeit hoch halten, denn trockene Luft führt zu Rissen an den Hüten und Austrocknen der Fruchtkörper.

Wenn alles passt, können Sie ein oder gleich mehrere voll besetzte Büschel Pioppini ernten – oft kommen auch mehrere Wellen hintereinander​. Üblich sind 2–3 Erntewellen im Abstand von ca. 2-4 Wochen, ehe das Substrat erschöpft ist​. Der Ertrag liegt insgesamt bei rund 30 % des Substratgewichts​.

Pioppino wächst auf Holzsubstrat (z.B. Pappel- oder Buchenholz-Späne mit etwas Getreide). Im Vergleich zu manch anderem Pilz ist der Pioppino etwas empfindlicher was Parameter angeht, aber wer die genannten Bedingungen einhält, wird mit einer üppigen Ernte belohnt. Und der Wow-Effekt, wenn plötzlich mediterrane Pilze im eigenen Keller sprießen, ist garantiert!

Noch ein Hinweis: Die Kultur darf nicht zu kalt stehen, unter ~15°C wird er nicht fruchten, eher stagniert er. Nutzen Sie also ruhig einen wärmeren Raum oder die Sommerzeit draußen. Mit einem Hawlik Pilzbrut Zuchtset und der beigefügten Anleitung ist die Pioppino-Zucht auch für Anfänger möglich – und die Erfolgserlebnisse umso größer, wenn man den ersten eigenen „italienischen“ Pilzauflauf zubereitet.

Besonderheiten und Wissenswertes

Ein großes Plus des Pioppino ist sein hoher Gehalt an Vitaminen (besonders B1, B2, C und D) und Mineralstoffen bei gleichzeitig sehr niedrigem Fettanteil​. Er ist also ein rundum gesunder Genuss. In Japan untersucht man Pioppino (dort Yanagi-matsutake) sogar hinsichtlich medizinischer Wirkungen, ähnlich wie bei Maitake und Co.

Der Name Samthaube rührt von seinem samtigen Stiel her, den man auch beim Anfassen spürt – eine trockene, fast samtige Oberfläche. Für Pilzliebhaber bietet Pioppino eine schöne Ergänzung zu den bekannten Arten: Er repräsentiert eine ganz eigene Gattung (Agrocybe) in der Zucht, was Abwechslung bringt.

Übrigens: Pioppini können im Kühlschrank einige Tage lagern, sollten aber idealerweise frisch verarbeitet werden, da sie sonst an Aroma verlieren. Falls Sie einmal zu viele haben, ist Trocknen eine tolle Option – getrocknet verströmen sie einen fast trüffelartigen Duft. In Mischkulturen mit anderen Pilzen sollte man Pioppino wegen seiner Wärmebedürftigkeit separat halten.

Ein netter Nebeneffekt beim Züchten: Der fruchtende Pioppino verbreitet einen waldigen Duft im Raum, den viele als angenehm empfinden. Wer Pioppino anbaut, holt sich ein Stück la dolce vita nach Hause – in Form eines köstlichen und geschichtsträchtigen Pilzes.

Produkte rund um Pioppino kaufen

Bei Hawlik Pilzbrut erhalten Sie eine Bio-Pioppino Pilzkultur, mit der Sie diesen aromatischen Edelpilz ganz leicht selbst züchten können. Die Fertigkultur enthält bereits durchwachsenes Substrat und kommt mit Folienabdeckung und Anleitung zu Ihnen. Zusätzlich bieten wir nützliches Zubehör und natürlich kostenfreie Beratung für Ihre Pilzzucht.

Jetzt Pioppino-Pilzbrut kaufen und sich in wenigen Wochen über eine reiche Ernte an südlichen Ackerlings-Pilzen freuen – ein Hochgenuss für jeden Pilzfreund!