Lexikon
Schiefer Schillerporling
Der Schiefe Schillerporling (Inonotus obliquus), besser bekannt als Chaga, ist ein ungewöhnlicher Baumpilz, der nicht nur durch sein markantes Erscheinungsbild, sondern auch durch seine lange Tradition in der Naturheilkunde Aufmerksamkeit erregt. Anders als viele Pilze, die einen klassischen Fruchtkörper mit Hut und Stiel ausbilden, erscheint der Schiefer Schillerporling als schwarze, unförmige Wucherung an der Rinde seines Wirtsbaums. Auf den ersten Blick wirkt er wie ein verbranntes Stück Holz, doch unter der dunklen, rissigen Kruste verbirgt sich ein golden bis ockerfarben schimmerndes Inneres, das den lebenden Pilz verrät.
Wachstum des Schiefen Schillerporlings
Am häufigsten siedelt sich der Schiefe Schillerporling an alten oder geschwächten Birken an, wo er langsam das Holz durchdringt und den Baum parasitär befällt. Diese Bindung an die Birke ist so stark, dass er oft als „Birkenpilz“ bezeichnet wird – eine Bezeichnung, die allerdings leicht zu Verwechslungen mit anderen, essbaren Pilzen führen kann.
Gelegentlich wächst er auch an Eschen oder Ulmen, doch Birken sind seine bevorzugten Wirtsbäume. Der Pilz dringt oft durch Verletzungen in die Rinde ein, wo er sich über Jahre hinweg entwickelt. Der Baum wird nach und nach geschwächt, wodurch der Pilz indirekt zum Absterben seines Wirtes beiträgt. Der Schiefe Schillerporling bildet solche Fruchtkörper, die der Vermehrung dienen, meist erst an bereits abgestorbenen Bäumen.
Bedeutung als Vitalpilz
Die Lebensräume des Schiefen Schillerporlings sind die kühlen, gemäßigten und borealen Wälder der Nordhalbkugel. Besonders häufig ist er in den Wäldern Skandinaviens, Russlands und Nordamerikas zu finden. Dort, in den rauen, oft unwirtlichen Regionen, wird er seit Jahrhunderten als Heilmittel genutzt.
Die traditionelle Anwendung des Chaga-Pilzes ist tief in der Kultur Russlands und Osteuropas verwurzelt, wo er als „König der Heilpilze“ gilt. Aus dem inneren, goldbraunen Gewebe des Pilzes wird ein Tee hergestellt, dem in der traditionellen Naturheilkunde eine kräftigende und gesundheitsfördernde Wirkung nachgesagt wird. Der Geschmack ist erdig, leicht bitter und erinnert an eine Mischung aus Holz und Kräutern. Als Speisepilz wird der Schiefe Schillerporling nicht verwendet.
Moderne Studien untersuchen heute die chemische Zusammensetzung des Pilzes und versuchen, die traditionellen Überlieferungen wissenschaftlich zu untermauern. Besonders die hohe Konzentration an Antioxidantien, Polysacchariden und anderen bioaktiven Substanzen hat Interesse geweckt. Dennoch sind viele der Effekte, die dem Pilz nachgesagt werden, noch nicht vollständig erforscht. Seine Popularität hat dazu geführt, dass Chaga heute auch in Form von Pulvern und Extrakten erhältlich ist.
Sterile Wucherung des Schiefen Schillerporlings
Die sterile Fruchtkörperform, die als eigentlicher Chaga gilt, ist die bekannteste Erscheinungsform des Schiefer Schillerporlings. Sie bildet sich als unregelmäßige, schwarze Masse an der Rinde lebender Birken. Diese Wucherung entsteht über viele Jahre und hat eine rissige, kohlenartige Außenhülle, die das darunterliegende goldbraune bis orangefarbene Gewebe schützt. Diese sterile Form des Pilzes enthält eine hohe Konzentration bioaktiver Stoffe, die in der traditionellen Naturheilkunde Verwendung finden. Als langlebige Struktur bleibt die Chaga-Wucherung oft über Jahre stabil, erscheint allerdings auch erst nach mehreren Jahren des Baumbefalls.
Fertiler Fruchtkörper
Die zweite Form des Schiefer Schillerporlings, der fertile Fruchtkörper, erscheint oft erst, wenn der Baum abstirbt. Im Gegensatz zur schwarzen Wucherung entwickelt sich dieser Fruchtkörper meist flach unter der Rinde des toten Baumes und tritt nur gelegentlich an die Oberfläche. Er hat eine samtige, braune bis schwärzliche Struktur und ist deutlich kurzlebiger als die sterile Wucherung. Dieser Fruchtkörper dient der Sporenbildung und damit der Fortpflanzung des Pilzes. Da er selten sichtbar und nur von kurzer Dauer ist, bleibt er oft unbemerkt. Pilzsammler stoßen daher nur selten auf diese Form.
Tipp: Alles rund um die Fundorte, die Bestimmung sowie die Verarbeitung vom Schiefen Schillerporling finden Sie auch bei snokri. In seinem YouTube-Video nimmt er Sie bei seinem Waldspaziergang auf der Suche nach Chaga-Pilzen mit.